Zur Kulturgeschichte des Ruhrgebietes: Gräfin Imma von Stiepel
neuWallfahrtskirche St.Marien  in Bochum-Stiepel
Die Stiepeler Dorfkirche. Eine ehem. Pilgerkirche mit alten Wandmalereieen
Uta von Naumburg
Die hl.. Elisabeth von Thüringen im Naumburger Dom
Die Nachkommen Herzog Widukinds auf Cappenberg
Einträge
Gästebuch
neu
     
 

 Die Stiepeler Dorfkirche    Eine Pilgerkirche mit alten Wandmalereien


                              Kirchengrundriiss            Nordseite


          

Grundriss der Stiepeler Dorf-Kirche entnommen aus dem Internet. Bearbeitung und Beschriftung:    K. Spallek                                                                              Fotos:  Karlheinz Spallek  Text:   Ursula Spallek  An der Nordseite (mittelalterlich Frauenseite) erinnern Wand-malereien an Gräfin Imma von Stiepel, die  Stifterin der Kirche.  Weiterführendes zu Imma in:  Ursula-Spallek.de    Zur Kulturgeschichte im Ruhrgebiet. Imma von Stiepel- Emma von Lesum – Hemma von Gurk. Drei Namen, eine Person ?    Kontakt: ursula-spallek@t-onlinede

            Nordseite der historischen Pilgerkirche

Unter dem kleinen Fenster im Inneren:  Bild einer Löwin im Nischen-Bogen

Die alte Kirche im Dorf Stiepel ist über 1000 Jahre alt und mit gut erhaltenen Malereien aus dem 12. Jahrhundert und später reich geschmückt. Diese Bilder sind so interessant, weil sie ein fantastisches Geschichtszeugnis sind und uns Auskunft geben können über die weit zurückliegende Geschichte Stiepels und der Stifterin Gräfin Imma.  Eine Pilgerkirche hatte einen Nordwesteingang mit einem Sündertor.


Im Südwesten verließen die wieder glücklichen Menschen durch ein extra Tor die Kirche. Dazwischen bewegte sich die Prozession der Pilger folgendermaßen:  Im Norden ging der Zug vorbei an den Malereien vom Sündenfall und der Austreibung Adams und Evas aus dem Paradies,


vorbei nach Osten zum Grab der heiligen Imma, welches durch einen großen Rundbogen mit dem Bild einer Löwin darunter gekennzeichnet ist. Der Halbbogen ist den Heiligengräbern der frühen Kirche nachgebaut und weist auf eine weibliche Stifterin hin, die Nordseite ist nämlich die Frauenseite. Er soll das Himmelsgewölbe symbolisieren. Die Bemalung zeigt eine Landschaft mit 7 Bergen und dahinter einen blauen Horizont, vielleicht die Nordsee, da der Hauptbesitz von Immas Gatten Liudger im Norden in Lüneburg und Bremen war. In St.Michael in Lüneburg ist Graf Liudger begraben. Die Burg Lesum in Bremen war ein Besitz, den Imma vermutlich beim Tode ihres Mannes Liudger1011 geerbt hatte. Nach ihrem eigenen Tod am 3.12. 1038 hat Kaiser Heinrich III. all ihren Reichtum übernommen. Zuvor war schon die Bremer Kirche (Dom) von Imma reichlich beschenkt worden. Auf den Kaiser wurde (in dem Zusammenhang) 1047 in Lesum ein Attentat durch die Billunger (Liudgers Verwandtschaft) verübt. Er kam aber mit dem Leben davon. Das Grabbogenbild in der Kirche stellt eine gehetzte Löwin dar, die mit ihrem Jungen versucht zu entkommen, vermutlich eine Darstellung der gejagten Imma mit ihrem Kind.



In der nordöstlichen Apsis ist das ganze Drama von Immas Sterben dargestellt: oben Mitte und unten


Dieses Bild ist das Wichtigste, welches den Pilgern Auskunft gibt über die Gründerheilige. Die Dreiergruppe der Frauengestalten zeigt durch die Anbindung am Fuß, dass damit ein und dieselbe, nämlich Imma, gemeint ist:…………………………… ………………………………………………………… 1. Imma liegt am Boden und hält ihre rechte Hand, … 2. Imma wird hochgezogen, und ihre Hand soll von dem daneben abgebildeten Schergen abgeschlagen werden. Er fasst ihren Ärmel und hält ihn hoch, damit er sich selbst nicht verletzt, wenn er zuschlägt.                                                           … … 3. An Immas Rücken ist eine kleine Spitze gemalt, aus der die Seele herausgeht: eine durchsichtige Frauenfigur mit fließenden Konturen an der Hand, die ja  abgeschlagen wurde .......................................................................                               
 ........................................................................................................................ Imma ist also an dem vollzogenen Urteil - denn der Graf steht als Auftraggeber und Richter daneben, und Stiepel war Gerichtsstandort - gestorben, verblutet……………………………………………… ……………………………………………………….. Links sieht man noch die Gestalt einer allein-stehenden Frau mit Zwillingen auf dem  Arm. Dabei handelt es sich um den Beginn von Immas Leben. Ihre Mutter, die Gräfin Adela von Hamaland, hat die Zwillinge nach dem Tode ihres Mannes Immed bekommen, welcher Probst im Bistum Utrecht war; und zwar unehelich, wie der Geschichtsschreiber Adam von Bremen andeutet. In Utrecht wurde zu der Zeit auch der Bayernherzog Heinrich (der sog. Zänker) wegen des Aufstands gegen seinen Vetter Kaiser Otto II. gefangen gehalten. Eines der Kinder ist Imma.


Einen Schritt weiter nach rechts sieht man das Bild von der „Flucht nach Ägypten“, wie es die Leute nennen. Aber bei genauem Hinsehen und dem Wissen darum, dass hier das Leben der Imma dargestellt werden soll, erkennt man, dass der angebliche Josef ein edles Gewand, eine Krone und ein Zepter trägt. Das Kind auf dem Muli (nicht Esel) im Passgang  hat ziemlich lange Beine, es ist  kein Baby mehr. Es ist also verschlüsselt dargestellt, dass Kaiser Heinrich II. hier seine Schwester Imma - denn auch er ist ein Kind Heinrichs des Zänkers - samt ihrem kleinen Sohn nach Süden führt .( Die Süd-Richtung im Bild stimmt auch.)  


 
Die Gründerpersonen der Stiepeler Kirche sind ja im Jahr 1008 laut Urkunde: Imma, Kaiser Heinrich II., seine Frau Kunigunde, und als vierter natürlich der Erzbischof Heribert von Köln, ohne den die Gründung nicht hätte stattfinden können. Vor allem auch die Pfarrei hätte nicht betrieben werden können. Er ließ sich die Zustimmung durch einige Güter bezahlen, die er für sein Kloster in Köln Deutz einsetzen konnte. .,,,,,,,,,,. Weiter gingen die Pilger zum Altar, wo sie vielleicht der Messe folgten und Verzeihung ihrer Sünden erhielten.            



Im Chorraum, dessen Malereien später entstanden (16.JH), sieht man links an der Nordseite einen gemalten Bogen, der ein Zitat des Heiligengrabes ist. Dort sieht man die Legende des hl. Georg dargestellt und zwar in der hiesigen Landschaft. An den Fähnchen auf den Dächern erkennt man die herrschaftlichen Gebäude: rechts die Stiepeler Kirche in Hausform, links die massive Burg, die Werdener Abtei, das Reichsstift. Dazwischen geht ein Sternenbogen von Stiepel nach Werden, um die Wanderung der Handreliquie von Gräfin Imma anzuzeigen. Jahrhundertelang wurde die abge-schlagene Hand in Werden verehrt. In Stiepel, wo sie Anziehungspunkt der Pilger war, war sie nicht mehr sicher, vermutlich wegen  der Kampfhand-lungen, die zwischen Heinrich dem Löwen und dem Kölner Erzbischof um die Reliquie stattfanden. Darauf könnte der Totenkopf in der Ruhr - dem Fluss zu Füssen des gegen den Drachen (das Böse) kämpfenden Ritters (das Gute) - hinweisen.  Es kann aber auch bedeuten, dass Immas Schädel in der Ruhr versenkt wurde, da sie als Verbrecherin hingerichtet worden war.           ..   Immas Todesdatum ist der 3. 12. 1038.



Weiter ging der Pilgerzug zur Apsis des südlichen Querschiffs wo vermutlich das Taufbecken für alle Ungetauften stand.  Nun war der Pilger neu und rein und ging leichten Herzens an der südlichen Tür wieder hinaus ins Freie.  Diese Tatsache wird durch ein Bild  verdeutlicht: ein kleines Baby liegt auf dem Fliesenboden, wie er unter dem jetzigen Boden noch zu finden ist. Die Seele ist nun  rein wie ein “ neugeborenes Kind“.



                               Ein und dieselbe Person:                                                 Imma von Stiepel, Hemma von Gurk, Emma von Lesum 


Man möchte natürlich wissen: wo war Imma von Stiepel in der Zwischenzeit. Was hat ihr Bruder, der König und spätere Kaiser Heinrich II. mit den Zwillingen seines Vaters gemacht? Heinrich hatte im Jahre 1002,  nachdem der junge Kaiser Otto III. so überraschend in Rom gestorben war, die Herrschaft an sich gerissen. Seine Partei der sächsischen Grafen hatte den Konkurrenten Ekkehard von Meißen durch ein Attentat ausgeschaltet. (nebenbei:  Ekkehards Frau Swanhild war eine Schwester von Graf Liudger, dem Gatten von Imma.) Das Verdienst des Thüringer Grafen Wilhelm war es dann, die Thüringer Großen  mit Heinrich zu solidarisieren. Heinrich hat sich revanchiert: er verheiratete seine verwitwete Schwester Imma mit Wilhelms Sohn, ebenfalls einem Wilhelm, und begüterte die beiden in Kärnten auf einem Gebiet  des Babenbergers Heinrich (des gemeinsamen Vaters ;1015 Zoll und Münzrecht in Friesach) Und auch nach der Zwillingsschwester Glismod braucht man nicht lange zu suchen. Auch sie scheint in das Attentat an Ekkehard von Meissen verwickelt gewesen zu sein, zumindest der bald verstorbene Ehemann Siegfried (Sizzo von Northeim.). Auch sie brauchte eine neue Existenz, um  für  Heinrichs Herrschaft nützlich und nicht schädlich zu sein. Man findet Glismod als Gründerin von Stift Ossiach am Ossiacher See,  nicht weit von Gurk, wo die Schwester Imma als Hemma von Gurk verehrt wird. Sie wurde mit einem Grafen Otger wiederverheiratet, genannt Oci.  Gurk wurde zum großen Wallfahrtszentrum an der slawischen Grenze und betrieb die christliche Mission dort bis hinein nach Slowenien. Der Hauptwallfahrtstag in Gurk ist der 29. Juni – der Peterstag – was auf eine kaiserliche Gründung deutet. Denn ihr eigentlicher Todestag war ja  der 3.12. 1038. Das „ Management“ hat also im Laufe der Zeit andere Prioritäten gesetzt. Die Stiepeler Vergangenheit mußte ja auch in der Geschichts-schreibung möglichst verschwiegen und vertuscht werden, als nämlich Kaiser Heinrich II. und Kaiserin Kunigunde heiliggesprochen werden sollten.  Die Kärntner Menschen wollten natürlich eine Heilige Hemma haben. Das aber scheiterte im Vatikan immer mit der Begründung, die Unterlagen seien verschwunden. Erst 900 Jahre nach ihrem Tod wurde Hemma heiliggesprochen und zwar wegen des großen Zulaufs und der Verwandtschaft mit dem Kaiser. Imma von Stiepel dagegen wurde immer als Heilige verehrt- auch in Bremen. Dort hat eine moderne Künstlerin eine Skulptur von der großen Stifterin und Wohltäterin Emma angefertigt. Sie ist dort in der Namensgebung  als Emma von Lesum sehr präsent. In Kärnten wurden im Jahre 1036 ihr Mann Wilhelm und  2 Söhne ermordet; und  zwar von dem beleidigten Grafen Adalbero, welcher Herzog werden wollte und die Konkurrenz der Verwandtschaft des Kaisers fürchten musste.  Nach diesem Attentat und nachdem auch Glismod gestorben war, ist Hemma offensichtlich wieder in die alte Heimat zurückgegangen. Dort aber traf sie die Rache der Billunger, die ihre Großmut erzürnte. Da die Stiepeler Dorfkirche als Grablege der Gräfin Imma gilt, ist durch Malereien ihr Schicksal festgehalten.  Die Historie fälscht und tappt im Dunkeln.  Die Malereien sind echt.

Neuer Absatz