Zur Kulturgeschichte des Ruhrgebietes: Gräfin Imma von Stiepel
neuWallfahrtskirche St.Marien  in Bochum-Stiepel
Die Stiepeler Dorfkirche. Eine ehem. Pilgerkirche mit alten Wandmalereieen
Uta von Naumburg
Die hl.. Elisabeth von Thüringen im Naumburger Dom
Die Nachkommen Herzog Widukinds auf Cappenberg
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                                Die Wallfahrtskirche in Bochum-Stiepel

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                                    Kirchenfenster 
Die vor dem ersten Weltkrieg von Bergbauleuten aus den katholischen Gebieten des Ostens gebaute Kirche St. Mariä Himmelfahrt ist die heutige St. Marien Wallfahrtskirche am Varenholt. Die Wallfahrt wurde übernommen aus der Stiepeler Dorfkirche, wo bis zur Säkularisation und noch lange nach der Reformation zur schmerzhaften Mutter von Stiepel gewallfahrtet wurde. Vorher, seit der Gründung durch Gräfin Imma und Kaiser Heinrich II. im Jahre 1008 gab es eine andere Marienfigur – oder mehrere: eine Herrscherin mit Krone und Zepter und einem Jesuskind mit Weltkugel. Das Bild ist noch auf einem alten Siegel der Stiepeler Dorfkirche zu sehen. Nach den Pestzeiten kam aber die „schmerzhafte Mutter“ im Reich in Mode. So auch in Stiepel. Vor Bilderstürmern wurde diese Figur von einem Geistlichen gerettet und nach über 100 Jahren der neuen katholischen Kirche wieder übergeben. Der Sage nach ist die alte königliche Figur nach Werden in das Reichsstift gelangt. Und in der Tat  ist eine solche Figur dort in der Schatzkammer zu bewundern, sie wird ins 13. Jahrhundert eingeordnet. Betreten wir nun von Westen her die Kirche und sehen wir uns in erster Linie die Fenster des Gelsenkirchener Künstlers Walter Klocke an. Angefertigt nach dem 2. Weltkrieg, als überall die durch das Kriegs-Geschehen zerstörten Fenster erneuert wurden.

Auf beiden Seiten der Kirchenschiffe befinden sich je 4 hohe Fenster, deren inhaltliche Darstelllungen sich in gewisser Weise entsprechen.   Ganz vorn sehen wir hinter dem Altar zwei Fenster mit Kreuz-Szenen.

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Auf der linken, der nördlichen Seite befinden sich zunächst zwei Bilder, die von den Eichsfelder Wallfahrern gestiftet wurden. Es wird demnach die Einführung des Glaubens im Eichsfeld durch den heiligen Bonifatius dargestellt. Er fällte die Donareiche und baute aus dem Holz eine Kapelle. Das zweite Fenster zeigt die Bekehrten , welche zum Marienbild auf dem Hülfensberg im Eichsfeld pilgerten und geheilt wurden von ihren Leiden

Auf der rechten, der südlichen Seite sieht man die entsprechenden Stiepeler Bilder: Die Gründungs-urkunde von 1008 beglaubigt von König Heinrich, dem späteren Kaiser Heinrich II., und Gräfin Imma. Mit dabei die Zeugen: Heinrichs Frau Kunigunde und der Erzbischof von Köln Heribert, welcher seine Erlaubnis geben musste. Hinter ihm die Domtürme, hinter Gräfin Imma das Stiepeler Wappen.

Das zweite Fensterbild zeigt die etablierte Wallfahrt nach Stiepel zum Muttergottesbild in der Dorfkirche. Die Bögen sind das alte Stilmittel,  welches die Richtung hinauf ins Himmlische andeuten soll. Es ist dem Regenbogen nachempfunden. Diese Halbkreisform hatten schon die Gräber der Christen in den Katakomben im alten Rom.

Die weiteren 4 Bilder: -zwei rechts, zwei links- sind dem Geschehen gewidmet,welches der Mutter-gottes zugeschrieben wird. Und zwar haben wir links die Darstellungen aus ihrem Leben, welche in den frühen Konzilien (4.Jh.) festgehalten worden sind als Dogmen. Es geht um die Jungfräulichkeit - dargestellt durch die Lilie und den Engel- und um die Gottesgebärerin  die theotokos- dargestellt durch die anbetenden Könige, welche die Mutter Maria verehren und königliche Geschenke bringen.

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Die letzten zwei Bilder befinden sich im Chorraum-abschluss hinter dem Altar. Rechts wird die Kreuzi-gung gezeigt. Johannes und Maria stehen am Kreuz als die standhaftesten Freunde des leiden-den Jesus. Links sieht man eine Kreuzabnahme, weche auch die Pieta abbildet. Es wird gezeigt, was hier das Ziel der Wallfahrer ist. Im Hintergrund steht jeweils eine Frau im blauen Kleid, barfuss als Büsserin. Auch ein Mann mit gekreuzten Armen auf der Brust und barfuss, die Dornenkrone zu seinen Füssen. Die beiden sind gewiss die Stifterin Gräfin Imma und ihr Mann Graf Liutger.

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Vom Hauptportal aus sieht man gleich links und rechts noch einige Rosenfenster, die der Künstler Egon Stratmann in den achtziger Jahren für die Gemeinde unter Pater Walter Kromer hergestellt hat. Diese sollen die“ rosa mystica“ ausdrücken , die in verschiedenen Farben ein Symbol für Maria ist

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Noch etwas Wichtiges erfährt man in dieser so ausdrucksvollen Marienkirche: Wendet man den Kopf nach oben, so hat man den Eindruck unter einem großen blauen Schirm zu stehen, mit Rippen nach allen  Seiten und dem Schlussstein inclusive der Schrift „Jesus“. Man denkt unwillkürlich an das Lied „ Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir., o heilige Gottesgebärerin!“

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Das wichtigste ist dann natürlich die im Nordosten auf einer hohen Säule stehenden Pieta, der schmerzhaften Mutter von Stiepel. Dort kann der Pilger sein Kerzenopfer anzünden. Und er kann seine Bitten um Fürsprache der heiligen Maria in ein Wallfahrtsbuch eintragen.

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Im Chorraum sind an den Seiten neuerdings zwei Fenster zu sehen, die vom Zisterzienserkünstler Pater Statt angefertigt worden sind. Sie zeigen das Haupt Jesu (mit geschlossenen Augen) auf dem Turiner Grabtuch und das Pendent auf dem Gesichtstuch des toten Jesus (mit geöffneten Augen), welches in Manoppello in Norditalien, nicht weit von Rom, in einer Klosterkirche ausgestellt wird. Es war lange Zeit  die Hauptreliquie für Wallfahrten nach Rom gewesen bis es in Sicherheit gebracht werden musste. Es ist aus Muschelseide, welche zur Zeit Jesu ein beliebtes Mittel war, das Antlitz eines Toten festzuhalten wie bei den Ägyptern. Es war ungeheuer teuer, denn es hatte wegen seiner feinen Struktur die Eigenschaft, das Gesicht des Toten abzubilden durch Lichtbrechung.Für die Ägypter bedeutete das, dass der abgebildete Mensch ewig lebt. Wenn es das Gesicht Jesu ist, so war der Stifter unzweifelhaft Nikodemus, der reiche Jüngling, welcher Jesus nachfolgen  aber sich nicht von seinem Reichtum trennen wollte.und der ein Mitglied im Sanhedrin war. Diese Abbildung ist eine wunderbare Wahl für das Chorgestühl, in dem die Mönche täglich beten.

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Diese wenigen Hinweise sollen helfen, unsere schöne Marienkirche zu verstehen und sich dort daheim zu fühlen.

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März 2018.   Fotos:   Karlheinz Spallek